Die Präsidenten der Gesellschaft der Ärzte in Wien (Teil 8): Theodor Billroth (1829 – 1894)
Nachdem mit Heinrich Bamberger neuerlich ein Präsident sehr früh (nur zwei Jahre im Amt) verstorben war, wurde Anfang Dezember 1888 Theodor Billroth zum Präsidenten der „k. k. Gesellschaft der Ärzte in Wien“ gewählt. Zum Zeitpunkt seiner Wahl war dieser längst ein national wie international sehr hoch angesehener Chirurg. Studium und Werdegang Billroth leitete die II. Chirurgische Universitätsklinik in Wien 27 Jahre lang (1867–1894). Hier fanden seine bahnbrechenden operativen Neuerungen statt: 1871 die erste Ösophagektomie (Entfernung der Speiseröhre), 1874 gelang die erste Kehlkopfexstirpation und 1881 die erste erfolgreiche Magenresektion. Paradigmenwechsel in der Chirurgie Billroths Schule bildende Methoden verbreiteten sich in den folgenden Jahrzehnten in ganz Europa und gaben wichtige Impulse für die operative Ausrichtung anderer Fachrichtungen, die sich teilweise aus der Chirurgie herausgebildet hatten. Neun seiner unmittelbaren Schüler wurden selbst Professoren der Chirurgie, darunter etwa Eiselsberg, Hochenegg, Gussenbauer, Gersuny und Winiwarter. Billroth erkannte zudem, dass der Erfolg der Operation von einer qualitätsvollen Pflege danach abhing. Er war von der Wichtigkeit einer optimalen Krankenpflege überzeugt und gab wesentliche Anregungen für den Bau des Rudolfinerhauses und die Einrichtung der Schule für weltliche Krankenschwestern an diesem Haus, dessen Direktor er ab 1882 war. Billroth als Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien Schon zeitgenössisch sehr kontrovers aufgefasst wurden dagegen Billroths Ideen einer Reform des Medizinstudiums. In seinem Buch „Über das Lehren und Lernen der medicinischen Wissenschaften an den Universitäten der deutschen Nation“ (1876) vertrat er deutschnationale und antisemitischen Thesen. Er forderte ein Vorrecht der Deutschen und einen „Numerus clausus“ für jüdische Studenten an der Universität Wien. Billroth beförderte damit antisemitische Tendenzen unter den Studierenden. |