Rückblick auf das Symposium „Die Wiener Medizin und der akademische Antisemitismus – 1848 bis 1938“ am 11.10.2023 im Billrothhaus
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Mitglieder,
nach der ersten umfassenderen Darstellung der Zeitgeschichte unserer Gesellschaft ab 1938 bis in die späten 1980er Jahre durch den Historiker Univ. Doz. Dr. Karl Sablik haben wir im vergangenen Jahr mit der systematischen Aufarbeitung der „Geschichte der Gesellschaft der Ärzte in Wien: die kritischen Jahre 1930 - 1960“ anhand von (bisher noch nicht veröffentlichten) Sitzungsprotokollen, Korrespondenzen u.Ä. begonnen. Mit der Unterstützung durch den Nationalfonds und den Zukunftsfonds der Republik Österreich waren wir in der Lage, den Historiker Dr. Josef Hlade für die Durchführung des Projekts, in Zusammenarbeit mit Univ. Prof. Dr. Herwig Czech, mittlerweile Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte der Medizin an der Medizinischen Universität Wien, zu gewinnen.
Das Symposium „185 Jahre ‚Die Gesellschaft der Ärzte in Wien‘: Blick auf eine wechselvolle Geschichte“ am 30.11.2022 markierte den Beginn der Projektarbeit. Nun blicken wir auf das zweite medizinhistorische Symposium „Die Wiener Medizin und der akademische Antisemitismus – 1848 bis 1938“ am 11.10.2023 zurück. Heuer konnten wir bereits 174 Besucher:innen begrüßen, 97 vor Ort und 77 online. Ziel des Programms war es, den im Laufe des 19.Jahrhunderts immer deutlicher erkennbaren und schließlich im beginnenden 20. Jahrhundert im wahrsten Sinn des Wortes schlagend werdenden akademischen Antisemitismus in der Medizin herauszuarbeiten. Die Auswirkungen wurden von den Referent:innen – namhaften Historiker:innen aus unterschiedlichen Institutionen und Mediziner:innen – aus verschiedenen Gesichtspunkten dargestellt und diskutiert.
Wie wichtig das Thema des diesjährigen Symposiums tatsächlich werden sollte und ist, konnten wir bei der Planung nicht vorhersehen. Der enge zeitliche Zusammenhang zu den Ereignissen am 7. Oktober 2023 hat uns drastisch vor Augen geführt, dass ein Antisemitismus weltweit bestand und besteht, und dass es auch heute noch zu mörderischen Exzessen kommt, wie wir sie nach 1945 nicht mehr zu erleben glaubten. In der jetzigen, derart emotional aufgeladenen Situation, können wir als Vertreter:innen der Medizin nur versuchen, in unseren Bereichen zur Deeskalation und zur Bekämpfung von Antisemitismus beizutragen. Wenn der Wert unseres Symposiums Bestand haben soll, dann als Aufruf und Initiative sämtlichen antisemitischen und rassistischen Strömungen sofort und entschieden entgegen zu treten. Der akademische Bereich – und im speziellen die Medizin – muss nicht nur ideologisch frei bleiben, sondern wir als Angehörige dieses Fachs müssen alles dazu tun, Humanität zu leben.
Abschließend möchten wir nochmals allen Vortragenden unseren herzlichen Dank für ihre exzellenten Präsentationen, die durch die aktuellen Ereignisse nicht überrollt, sondern viel mehr um den Bezug zu denselben erweitert wurden, aussprechen.
Vorträge im Stream auf Billrothhaus.TV Die einzelnen Vorträge können bereits in unserer Videothek unter www.billrothhaus.tv abgerufen werden. |
Das wissenschaftliche Komitee und das Präsidium der Gesellschaft der Ärzte in Wien |
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Univ.-Prof. Mag. Dr. Herwig Czech Dr. Josef Hlade Univ.-Prof. Dr. Beatrix Volc-Platzer Dr. Hermann Zeitlhofer |
Univ.-Prof. Dr. Beatrix Volc-Platzer Univ.-Prof. Dr. Ernst Agneter Univ.-Prof. Dr. Sylvia Knapp Prim. Priv.-Doz. Dr. Robert Berent Prim. Univ.-Prof. Dr. Johann Auer Prim. Univ.-Prof. Dr. Marcus Säemann Priv.-Doz. Dr. Michael Leutner Ass.-Prof. DDr. Andreas Eder |
Impressionen von der Veranstaltung im Billrothhaus:
Weitere Bilder von der Veranstaltung finden Sie hier.
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Weitere Bilder von der Veranstaltung finden Sie hier.
Fotos: Stefan Burghart