Die Ausstellung "Körperwelten" mit Gunther von Hagens´ Präparaten ist fünf Monate lang an prominenter Stelle zu sehen, und zwar im Wiener Naturhistorischen Museum.
Die Methode der Plastination, wie sie von v.Hagens entwickelt wurde, ist zweifellos bestechend.
Was aber er und die Proponenten der Ausstellung damit vermitteln, ist zumindest zwiespältig.
Die im Nachstehenden zitierten Motive sind im Internet einsehbar und wohl zum Grossteil in der Ausstellung präsent.
Aus ärztlicher Sicht ergeben sich eine Reihe von ethischen Bedenken:
1."Tatbestand" der Störung der Totenruhe zu kommerziellen Zwecken. Diese ist ein unverhandelbares Gut, das durch eine Einwilligung zu Lebzeiten nicht veränderbar ist.
2. Zweifel an der Gültigkeit einer Einwilligung im Falle der Leichen von schwangeren Frauen mit mit-plastiniziertem Fötus.
3. Spekulativ-voyeuristische Darstellung eines Leichenpaares beim Koitus bzw. bei der Reanimation (Herzmassage einer Leiche an einer anderen).
4. Banalisierung von Leichen durch Darstellung beim Kartenspiel, Ballett, Sport (Schispringer, Basketball, Reiter auf ebenfalls präpariertem Pferd) etc.
Die genannten "gestellten Bilder" entbehren nicht der Originalität und einer künstlerischen Qualität, die bei medizinischen Laien und Berichterstattern Faszination gemischt mit Grusel auszulösen im Stande ist, doch bleibt damit die Ehrfurcht vor der menschlichen Leiche – wenngleich diese zum Präparat verfremdet ist - auf der Strecke.
Die ebenfalls im Naturhistorischen Museum befindlichen Exponate prähistorischer Skelette zeigen vor, wie wissenschaftlich-informativ und respektvoll mit menschlichen Leichen(teilen) umgegangen werden kann.
Das Präsidium der Gesellschaft der Ärzte in Wien hegt demnach schwere Vorbehalte gegen die Ausstellung "Körperwelten".