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Die Präsidenten der Gesellschaft der Ärzte in Wien (Teil 4): Carl Freiherr von Rokitansky (1804-1878), Gesellschaft der Ärzte

Die Präsidenten der Gesellschaft der Ärzte in Wien (Teil 4): Carl Freiherr von Rokitansky (1804-1878)

 

 

  Der Aufstieg der Wiener Medizin – und damit auch der Gesellschaft der Ärzte in Wien –  zur Weltgeltung ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ist untrennbar mit dem Namen Carl Rokitansky verbunden. Der Wandel einer naturphilosophisch geprägten Medizin hin zu einer modernen, naturwissenschaftlich orientierten Disziplin stellt den Beginn der sogenannten „Zweiten Wiener Medizinischen Schule“ dar.

Es war dabei vor allem der Pathologe Rokitansky selbst, der in enger Zusammenarbeit mit dem Internisten Josef Škoda (Zusammenführung der klinischen und der Obduktionsbefunde)  diesen Paradigmenwechsel in der Medizin einleitete.
1804 in kleinbürgerlichen Verhältnissen in Königgrätz in Nordböhmen geboren, studierte Rokitansky zunächst Philosophie in Prag, dann Medizin in Wien (Promotion 1828). Danach arbeitete er erst als Prosektor, dann als außerordentlicher Professor am Pathologischen Institut, ehe er 1844 die erste Professur für Pathologische Anatomie an der Universität Wien erhielt.

Als Pathologe führte Rokitansky während seines Lebens knapp 60.000 Obduktionen durch. Seine Sektionsprotokolle begannen meist mit dem Standardsatz „Aus diesem Leichenbefunde geht hervor …“.

Bereits 1838 im Alter von 33 Jahren zum Mitglied der „Gesellschaft der Ärzte in Wien“ gewählt, war er ab 1850 deren Präsident. Rokitansky hatte diese Funktion 28 Jahre lang, bis zu seinem Tode im Juli 1878, inne. Er ist damit der bis heute längst dienende Präsident der Gesellschaft. Unter seiner Präsidentschaft entwickelte sich die Gesellschaft zu einem gut strukturierten, Identität bildenden Forum, in dem die medizinischen Leistungen der Wiener Medizinischen Schule effizient und gut vernetzt präsentiert wurden.

Carl Rokitansky war auch liberaler Reformpolitiker und Philosoph. Durch seine Führungspositionen in verschiedensten politischen und akademischen Institutionen prägte er die Ära des österreichischen Liberalismus entscheidend mit. 1848 wurde er zum wirklichen Mitglied der erst im Jahr davor gegründeten Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften gewählt. Nach der Universitätsreform 1849 wurde Rokitansky Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und 1852 war er der erste von der Professorenschaft frei gewählte Rektor der Wiener Universität.
Ab 1866 war er Vizepräsident und von 1869-1878 Präsident der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien.

Ab 1863 hatte er als medizinischer Studienreferent im Innenministerium entscheidenden Einfluss auf die Ausgestaltung der naturwissenschaftlichen Studienfächer sowie bedeutenden Anteil an der Wiedererrichtung der medizinischen Fakultäten der Universitäten Graz und Innsbruck. 1867 wurde er zum lebenslangen Mitglied des Herrenhauses, der ersten Kammer des österreichischen Reichsrates (des damaligen Parlaments), ernannt und 1874 in Adelstand erhoben.
Obwohl in seinen Forschungen an der materialistischen Methode orientiert, lehnte der Philosoph Rokitansky den Materialismus als Weltanschauung ab. Als Humanist thematisierte er vielmehr – als Gegner von Tierversuchen - zukunftsweisend Fragen der Ethik in der Medizin (Rede „Die Solidarität alles Thierlebens“ 1869).