Helmut-Sinzinger-Preis 2024 im Billrothhaus verliehen
Am 16. Oktober 2024 verliehen die Gesellschaft der Ärzte in Wien und die Austrian Apheresis Association zum dritten Mal den Helmut-Sinzinger-Preis. Den ersten Platz erreichte Frau Melina Amor, PhD (MedUni Graz) mit ihrer Publikation " Genetic deletion of MMP12 ameliorates cardiometabolic disease by improving insulin sensitivity, systemic inflammation, and atherosclerotic features in mice".
Der Preis wurde 2022 zum Andenken an den ehemaligen Präsidenten der Gesellschaft der Ärzte in Wien, Herrn Univ.-Prof. Dr. Helmut Sinzinger (1948-2020), von seiner Lebensgefährtin Frau Susanne Granegger, Univ.-Prof. Dr. Kurt Derfler (Präsident der Austrian Apheresis Association und Ärztlicher Leiter des Institut ATHOS) und Elodie Karkutli, MSc (Austrian Apheresis Association, Institut Athos), ins Leben gerufen. Jährlich zeichnet dieser Preis die beste Publikation aus Österreich auf den Gebieten der Fettstoffwechselstörungen, Atheroskleroseerkrankungen und deren neuesten Diagnose- und Therapiemöglichkeiten aus.
Die von der Fa. Fresenius Medical Care GmbH gesponserte Veranstaltung fand heuer am 16. Oktober 2024 im Billrothhaus der Gesellschaft der Ärzte in Wien statt. Den Juryvorsitz führte Univ.-Prof. Dr. Beatrix Volc-Platzer (Past-Präsidentin der Gesellschaft der Ärzte in Wien). Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi (Vorstand der Abt. für Innere Medizin, Barmherzige Brüder Linz) moderierte die Veranstaltung.
Auswahl und Bewertung der Arbeiten
Das Stiftungskuratorium wählte unter den zahlreichen Einreichungen drei Kandidat*innen aus, die im Rahmen der Veranstaltung am 16. Oktober im Billrothhaus ihre Arbeiten der Jury präsentierten. Nach einleitenden Worten von Univ.-Prof. Dr. Kurt Derfler führte Herr Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi (Vorstand der Abteilung für Innere Medizin, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Linz) durch den Abend.
Erster Platz an Melina Amor, PhD
Frau Melina Amor, PhD (Lehrstuhl für Molekularbiologie und Biochemie, MedUni Graz), konnte die Jury mit ihrer Arbeit "Genetic deletion of MMP12 ameliorates cardiometabolic disease by improving insulin sensitivity, systemic inflammation, and atherosclerotic features in mice" überzeugen und belegte den ersten Platz in der Wertung. Diese Studie zeigt, dass die Deletion der Matrix-Metalloproteinase 12 (MMP12) in einem kardiometabolischen Mausmodell die Insulinresistenz und Entzündungen reduziert, die Endothelfunktion steigert und Atherosklerose verringert. Demnach könnte die Entwicklung von Therapien, die MMP12 inhibieren, zu innovativen Behandlungsstrategien führen, die kardiovaskuläre Risiken bei Diabetikern mindern, kardiometabolische Komplikationen verhindern und die Lebensqualität der Patient:innen verbessern könnten.
Kurzzusammenfassung der Arbeit von Melina Amor, PhD
Zweiter Platz an Gunda Schwaninger, MSc, MSc, MBA, PhD
Den zweiten Platz erreichte Frau Gunda Schwaninger, MSc MSc MBA PhD (Institut für Humangenetik, MedUni Innsbruck) mit ihrer Arbeit "Filling the gap: Genetic risk assessment in hypercholesterolemia using LDL-C and LPA genetic scores". Mit einer Bevölkerungsfrequenz von ca. 1 in 250 ist die familiäre Hypercholesterinämie (FH) eine der häufigsten genetischen Erkrankungen weltweit und ein Hauptziel für bevölkerungsbasiertes Screening. Die FH ist eine autosomal dominante Erkrankung. Die Träger zeigen erhöhtes Cholesterin (LDL-C), dass durch heterozygote pathogene Varianten in Genen, die mit dem LDL-Stoffwechsel assoziiert sind, verursacht werden. Genetische Tests ermöglichen die Identifizierung betroffener Personen unabhängig von Lipidanalysen und sind ein routinemäßiges Verfahren bei Patienten mit Verdacht auf FH. Allerdings werden kausale Varianten in FH-Genen bei weniger als 50% der Personen mit Hypercholesterinämie (HC) identifiziert. Hohe Blutcholesterinkonzentrationen können auch durch erhöhtes Lipoprotein(a) [Lp(a)], Partikel die LDL-C ähnlich sind, verursacht werden. Obwohl sie verschiedenen Pathomechanismen folgen, führen sowohl eine Erhöhung von LDL-C als auch Lp(a) zu einem deutlich erhöhten Risiko für arterielle Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In einer Kohorte von 392 klinisch diagnostizierten HC-Patienten haben wir die Array-Genotypisierung als kostengünstiges diagnostisches Instrument validiert und es mit den Ergebnissen der „massive-parallel sequencing“ verglichen. Die Sequenzierung identifizierte monogene FH-Varianten bei etwa 45% der Patienten, darunter neun zuvor unbekannte Varianten in FH-bezogenen Genen. Etwa 2/3 dieser Varianten wurden auch durch die Array-Genotypisierung erkannt. Neben der Identifizierung häufiger monogener Krankheitsvarianten in FH-assoziierten Genen ermöglicht die Array-Genotypisierung auch die Berechnung genetischer Risiko-Scores. Es wurden basierend auf Array-Daten genetische Scores für erhöhtes LDL-C und Lp(a) für alle Patient:innen anhand imputierter Genotypen berechnet, was im Vergleich zur standardmäßigen genetischen Testung eine signifikante Steigerung der diagnostischen Rate von 46,6% auf 68,8% erbrachte. Die Integration genetischer Scores, sowohl für LDL-C als auch für Lp(a) zeigte eine prädiktive Identifikation gefährdeter Personen in unserer Bevölkerungskohorte mit einer sehr hohen positiven Vorhersagewahrscheinlichkeit. Dieser Ansatz beleuchtet zuvor fehlerhaft klassifizierte Fälle und betont die bedeutende Rolle von Lp(a) bei der Krankheitsätiologie von HC-Patienten. Die Studie betont die Bedeutung der frühzeitigen Identifizierung von Personen mit HC-Risiko und die Notwendigkeit, polygene Faktoren für umfassendere diagnostische Analysen einzubeziehen. Die Kombination monogener Ursachen und Risikoscores in genetischen Diagnoseansätzen ermöglicht eine präzisere Diagnose und ebnet den Weg für individualisierte Behandlungsstrategien.
Kurzzusammenfassung der Arbeit von Gunda Schwaninger, MSc, MSc, MBA, PhD
Dritter Platz an Dr. Florian Koutny
Den dritten Platz erreichte Dr. Florian Koutny (Klinische Abteilung für Innere Medizin 2, Universitätsklinikum St. Pölten) mit der Publikation "Relationships between education and non-alcoholic fatty liver disease".
Die Paracelsus 10.000-Studie zeigte eine NAFLD-Prävalenz von 23 % bei hohem Bildungsgrad, 33 % bei intermediärem und 40 % bei niedrigem Bildungsgrad (p < 0,01). Höhere Bildung reduzierte das Risiko für NAFLD signifikant (relatives Risiko 0,52; p < 0,01) und verringerte auch die Wahrscheinlichkeit für Leberfibrose. Diese Ergebnisse könnten gezielte Präventionsstrategien für benachteiligte Gruppen unterstützen.Kurzzusammenfassung der Arbeit von Dr. Florian Koutny
Der Helmut-Sinzinger-Preis wurde von Herrn Dipl.-Ing. Dr. Dietmar Legenstein, MBA (Geschäftsführer der Fa. Fresenius Medical Care GmbH) überreicht. Die Gesellschaft der Ärzte in Wien gratuliert allen Kandidat*innen herzlich zu ihren hervorragenden Leistungen und dankt der Fa. Fresenius Medical Care GmbH für ihre Unterstützung!
Die Preisträger*innen im Überblick:
1. Platz |
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2. Platz Gunda Schwaninger, MSc, MSc, MBA, PhD Institut für Humangenetik, MedUni Innsbruck "Filling the gap: Genetic risk assessment in hypercholesterolemia using LDL-C and LPA genetic scores" |
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3. Platz Dr. Florian Koutny Klinische Abteilung für Innere Medizin 2, Universitätsklinikum St. Pölten "Relationships between education and non-alcoholic fatty liver disease" |
V.l.n.r.:
1. Reihe: Dr. Florian Koutny, Melina Amor, PhD, Gunda Schwaninger, MSc MSc MBA PhD, Susanne Granegger
2. Reihe: Univ.-Prof. Dr. Beatrix Volc-Platzer, Prim. Priv.-Doz. Dr. Georg Delle Karth, Univ.-Prof. Dr. Renate Koppensteiner, Univ.-Prof. Dr. Kurt Derfler, Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi
Fotos: Stefan Burghart